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Ich kann alles machen - aber nicht alles schaffen
15.06.2025
Lesedauer: 8 Minuten

Ich kann alles machen - aber nicht alles schaffen
Warst du schon einmal so müde, dass du nicht mehr wusstest, wo dir der Kopf steht? Du hast To-Do-Listen über To-Do-Listen, versuchst jedem gerecht zu werden, und trotzdem hast du das Gefühl, dass du niemals genug tust? Am Ende des Tages liegst du im Bett und statt stolz auf das Geschaffte zu sein, denkst du nur an das, was liegen geblieben ist.
Vielleicht kennst du auch dieses nagende Gefühl, dass andere scheinbar mühelos alles unter einen Hut bekommen, während du dich abstrampelst und trotzdem das Gefühl hast, zu versagen. Du siehst die perfekten Posts in den sozialen Medien und fragst dich: "Warum schaffe ich nicht, was alle anderen hinbekommen?"
Es ist Zeit für eine wichtige Erkenntnis: Du kannst alles machen - aber du musst nicht alles schaffen. Und schon gar nicht gleichzeitig.
Der Mythos vom "Alles schaffen müssen"
Unsere Gesellschaft hat einen Mythos erschaffen, der besagt, dass erfolgreiche, wertvolle Menschen alles schaffen können. Sie sind beruflich erfolgreich, haben eine perfekte Familie, sehen toll aus, sind sportlich, haben spannende Hobbys und sind dabei immer entspannt und zufrieden.
Dieser Mythos ist nicht nur unrealistisch - er ist auch gefährlich. Er führt dazu, dass wir uns ständig mit einem unmöglichen Standard vergleichen und uns selbst als Versager fühlen, wenn wir diesem nicht gerecht werden.
Die Realität hinter den perfekten Fassaden
Was wir nicht sehen, sind die Momente der Erschöpfung, die Kompromisse, die eingegangen werden müssen, und die Bereiche, die vernachlässigt werden. Niemand kann dauerhaft in allen Lebensbereichen Höchstleistungen erbringen, ohne dass etwas anderes darunter leidet.
Die Menschen, die scheinbar alles schaffen, haben oft entweder sehr spezielle Unterstützungsstrukturen, oder sie zahlen einen Preis, den wir nicht sehen - sei es ihre Gesundheit, ihre Beziehungen oder ihre innere Ruhe.
Woher kommt der Druck, alles schaffen zu müssen?
Dieser Druck hat verschiedene Wurzeln, die oft tief in unserer Persönlichkeitsentwicklung vergraben sind. Viele von uns haben schon als Kinder gelernt, dass ihr Wert davon abhängt, was sie leisten.
"Wenn du fleißig bist, bist du ein gutes Kind." "Nur wer sich anstrengt, wird erfolgreich." "Du musst hart arbeiten für das, was du willst." Diese Botschaften prägen sich tief ein und werden zu inneren Antreibern, die uns auch als Erwachsene noch plagen.
Die Angst vor Ablehnung
Oft steckt hinter dem Zwang, alles schaffen zu müssen, die Angst vor Ablehnung oder Enttäuschung. Wir glauben, dass wir nur dann geliebt und akzeptiert werden, wenn wir perfekt funktionieren. Diese Angst kann so stark werden, dass wir uns selbst völlig überlasten, nur um die Zustimmung anderer nicht zu verlieren.
Der Vergleichsdruck
Social Media verstärkt diesen Druck noch. Wir sehen ständig die Highlights aus dem Leben anderer Menschen und vergleichen sie mit unserem ganz normalen, unperfekten Alltag. Dieser Vergleich ist unfair und unrealistisch, aber er beeinflusst uns trotzdem.
Die versteckten Kosten der Überforderung
Wenn wir versuchen, alles zu schaffen, zahlen wir einen Preis - auch wenn wir ihn nicht immer sofort bemerken. Chronische Überforderung ist wie ein schleichendes Gift, das alle Bereiche unseres Lebens beeinflusst.
Körperlich zeigt sich das oft als chronische Müdigkeit, Verspannungen, Schlafprobleme oder ein schwaches Immunsystem. Emotional werden wir reizbar, unzufrieden oder entwickeln das Gefühl, nie genug zu sein.
Der Verlust der Freude
Besonders tragisch ist, dass wir in diesem Hamsterrad oft die Freude am Leben verlieren. Alles wird zur Aufgabe, die abgehakt werden muss. Selbst Aktivitäten, die uns früher Spaß gemacht haben, werden zu weiteren Punkten auf der To-Do-Liste.
Die Ironie ist: Indem wir versuchen, ein perfektes Leben zu schaffen, zerstören wir oft genau das, was das Leben lebenswert macht - die Freude, die Spontaneität, die Gegenwart.
Die Kunst des bewussten Wählens
Die Alternative zur Überforderung ist nicht Faulheit oder mangelnder Ehrgeiz. Es ist die Kunst des bewussten Wählens. Du kannst tatsächlich alles machen - nur nicht alles gleichzeitig.
Das bedeutet, Prioritäten zu setzen. Zu entscheiden, was in dieser Lebensphase wichtig ist und was warten kann. Es bedeutet auch, zu akzeptieren, dass jede Entscheidung für etwas automatisch eine Entscheidung gegen etwas anderes ist.
Die Befreiung des "Nein"
Eines der mächtigsten Werkzeuge für ein ausgeglicheneres Leben ist das Wort "Nein". Nein zu Verpflichtungen, die dir nicht wichtig sind. Nein zu Erwartungen anderer, die nicht zu deinen Werten passen. Nein zu dem Druck, immer verfügbar und perfekt zu sein.
Anfangs kann es sich schlecht anfühlen, Nein zu sagen. Wir haben Angst, andere zu enttäuschen oder als egoistisch zu gelten. Aber mit der Zeit wirst du merken, dass dein Nein zu unwichtigen Dingen ein Ja zu den wichtigen Dingen ermöglicht.
Realistische Prioritäten statt perfekte Pläne
Statt zu versuchen, alles gleich wichtig zu behandeln, hilft es, ehrliche Prioritäten zu setzen. Was ist in dieser Lebensphase wirklich wesentlich? Was kann warten? Was ist nur wichtig, weil andere es von dir erwarten?
Diese Prioritäten können sich ändern. In einer Lebensphase ist vielleicht die Karriere am wichtigsten, in einer anderen die Familie oder die eigene Gesundheit. Das ist völlig normal und in Ordnung.
Die Phasen des Lebens anerkennen
Das Leben besteht aus verschiedenen Phasen, und jede Phase hat ihre eigenen Herausforderungen und Schwerpunkte. Die Phase, in der du kleine Kinder großziehst, ist anders als die Phase, in der du beruflich durchstartest oder in der du dich um alternde Eltern kümmerst.
Wenn wir diese natürlichen Phasen anerkennen, können wir aufhören, uns dafür zu verurteilen, dass wir nicht in allen Bereichen gleichzeitig Höchstleistungen erbringen.
Die Rolle von Perfektionismus
Oft ist es der Perfektionismus, der uns glauben lässt, wir müssten alles schaffen. Perfektionisten haben Schwierigkeiten zu akzeptieren, dass "gut genug" manchmal wirklich gut genug ist.
Der Perfektionismus flüstert uns zu: "Wenn du schon etwas machst, dann mach es perfekt. Sonst ist es die Mühe nicht wert." Diese Haltung führt dazu, dass wir entweder alles bis zur Perfektion treiben - und dabei ausbrennen - oder gar nicht erst anfangen, weil wir wissen, dass wir es nicht perfekt machen können.
Vom Perfektionismus zur Exzellenz
Exzellenz ist etwas anderes als Perfektionismus. Exzellenz bedeutet, in den Bereichen, die wirklich wichtig sind, das Beste zu geben, das in der jeweiligen Situation möglich ist. Es bedeutet auch zu akzeptieren, dass das Beste in verschiedenen Situationen unterschiedlich aussehen kann.
Manchmal ist das Beste, was du geben kannst, ein perfekt ausgeführter Bericht. Manchmal ist es ein schnell hingeworfener Entwurf, weil andere Dinge wichtiger sind. Beides ist okay.
Energetische Aspekte der Überforderung
Aus energetischer Sicht ist chronische Überforderung oft ein Zeichen dafür, dass wir nicht mehr in unserem natürlichen Rhythmus leben. Wir haben den Kontakt zu unseren eigenen Bedürfnissen und Grenzen verloren.
Die EFR-Methode kann dabei helfen, wieder zu spüren, was wirklich zu uns gehört und was wir nur glauben tun zu müssen. Sie kann die energetischen Muster auflösen, die uns antreiben, mehr zu tun, als uns guttut.
Die Kraft des Innehaltens
Manchmal ist das Beste, was wir tun können, innezuhalten und zu spüren: Was brauche ich wirklich? Was treibt mich an? Welche Ängste oder alten Muster sorgen dafür, dass ich mich überfordere?
Diese Momente des bewussten Innehaltens können uns zeigen, wo wir aus Gewohnheit oder Angst handeln, statt aus echtem Bedürfnis oder echter Inspiration.
Neue Definitionen von Erfolg
Ein wichtiger Schritt ist es, unsere Definition von Erfolg zu überdenken. Ist Erfolg wirklich, möglichst viel zu schaffen? Oder könnte Erfolg auch bedeuten, ein ausgeglichenes, zufriedenes Leben zu führen?
Vielleicht ist Erfolg, am Ende des Tages zu spüren, dass du die wichtigen Dinge getan hast. Vielleicht ist Erfolg, Zeit für die Menschen zu haben, die dir wichtig sind. Vielleicht ist Erfolg, gesund und energievoll zu sein.
Die persönliche Erfolgsdefinition
Jeder Mensch hat eine andere Definition von einem gelungenen Leben. Es ist wichtig, dass du deine eigene findest, statt die Definitionen anderer zu übernehmen. Was macht dich wirklich zufrieden? Was bereust du, wenn du es verpasst?
Der Mut zur Unperfektion
Am Ende geht es darum, den Mut zu entwickeln, unperfekt zu sein. Den Mut zu haben, nicht alle Erwartungen zu erfüllen. Den Mut, manchmal zu enttäuschen - andere und dich selbst.
Dieser Mut ist paradoxerweise oft der Schlüssel zu einem erfüllteren Leben. Wenn wir aufhören, perfekt sein zu wollen, haben wir mehr Energie für das, was wirklich zählt.
Die Befreiung der Authentizität
Wenn wir akzeptieren, dass wir nicht alles schaffen können, können wir authentischer werden. Wir können ehrlich über unsere Grenzen sprechen, um Hilfe bitten, wenn wir sie brauchen, und anderen erlauben, auch unperfekt zu sein.
Falls du merkst, dass auch du in dem Glauben gefangen bist, alles schaffen zu müssen, erinnere dich daran: Du bist ein Mensch, kein Roboter. Du darfst Grenzen haben, du darfst müde sein, und du darfst Prioritäten setzen. Das macht dich nicht weniger wertvoll - es macht dich menschlich.